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        Ich habe nicht zurückgehalten, ​euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen.  Apg 20,27

 

ursprünglich

​Die Geschichte der Bibel fängt mit einem Chaos an, aus dem Gott unsere Welt ordnet und strukturiert. «Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst und leer. Und Dunkel war über dem Urmeer.» (Genesis 1,1-2) Aus diesem chaotischen «wüst» schafft Gott zuerst eine zeitliche Ordnung: Er trennt Finsternis von Licht – Nacht und Tag. Dann adressiert er weitere Unordnung und scheidet aus dem Urmeer Wasser für unten und Wasser für oben durch eine Art Wölbung, die er Himmel nennt. (Genesis 1,6-8)
Wir merken wie fremd das für uns klingt. Und tatsächlich unterscheidet sich das Weltbild von damals von unserem heutigen ‘naturwissenschaftlichem Bild’. Das heisst aber überhaupt nicht, dass die Geschichte von der Bibel Quatsch ist und man sie als alte, bedeutungslose Legende abtun kann. Vielmehr geht es der Bibel darum, uns zu sagen, dass Gott diese Welt schön geordnet und weise strukturiert hat. Genesis 1 ist ein grandioses Bild davon, wie Gott diese Welt geformt hat. Dies wird deutlicher, wenn man der Geschichte länger zuhört.
Gott trennt darauf das Meer vom trockenen Land. (Genesis 1,9-13) Es fällt also auf, dass Gottes Schöpfung jeweils aus zwei Teilen, die zusammengehören, aber nicht ineinander aufgehen, besteht. Himmel und Erde: Licht und Finsternis (Tag und Nacht), Wasser und Himmel, Meer und Land.

Die Schöpfungsgeschichte ist in sieben Tage aufgeteilt, um zu zeigen, wie Gott sein Werk in seiner Vollständigkeit perfekt organisiert und weise strukturiert hat – die Zahl 7 hat in der Bibel jeweils die symbolische Bedeutung von Vollständigkeit und Vollkommenheit. Die erste Hälfte haben wir schon um: Tage 1 bis 3. In dieses «wüst» ist eine Ordnung geschaffen worden. Jetzt adressiert Gott das «leer» und fängt an, die entstandenen Räume zu füllen.

Gott kreiert Lichter an der Himmelswölbung für den Tag und die Nacht: Sonne, Mond und Sterne. (Genesis 1,14-19) Diese tun eigentlich wieder das, was Gott bereits getan hat (siehe 1,3-5): Ordnung bringen, Struktur schaffen und Orientierung ermöglichen. Sie selber sind Hinweise auf den Ordner selber, Gott. In der nächsten Etappe schafft Gott Lebewesen im Wasser (Fische, etc.) und am Himmel (Vögel). Auch sie sollen Hinweise auf den grossen Ordner sein, der den Himmel vom Wasser unten auseinanderhält. Weiter schafft Gott Lebewesen auf dem Land, die sich wieder deutlich von anderen Tieren im Wasser und in der Luft unterscheiden und auf Gottes gute Ordnung hinweisen.

Zuletzt schafft Gott den Menschen. Der Mensch ist als Mann und Frau geschaffen. Diese Polarität ist überall in der Schöpfungsordnung sichtbar: Himmel und Erde, Licht und Finsternis, Land und Meer, Mann und Frau. Dieses Merkmal gehört zur DNA der Welt. Es ist unsere Grundstruktur. Der Mensch ist zudem «im Bild und in der Gestalt Gottes» geschaffen. (Genesis 1,26-27) Was heisst das? Das Bild, das Genesis 1 zeichnet, ist nicht nur das einer gut geordneten Schöpfung, sondern auch das eines Tempels. In einem Tempel, an einem heiligen Ort, berühren sich Himmel und Erde. Genauso soll die Schöpfung ein heiliger Ort sein, in dem Himmel und Erde verbunden sind und Gott mit dem Menschen Gemeinschaft hat. In heidnischen Tempeln gab es immer ein Bild des jeweiligen Gottes. Genauso ist der Mensch das Bild Gottes in seiner Schöpfung. Als Bild Gottes ist der Mensch Gottes Repräsentant in der Welt. Durch ihn will Gott seine gute Verwaltung, seine Macht, Herrlichkeit und Liebe in die Welt bringen. Umgekehrt sammelt der Mensch alle Anbetung der Schöpfung – Tier- und Pflanzenwelt, die Gott ehren, aber es nicht mit Worten ausdrücken – und richtet sie direkt an Gott. Der Mensch ist also eine Art Spiegel, der Gottes Wesen in die Welt reflektiert und die Anbetung der Schöpfung zu Gott zurückbringt. Der Mensch ist nicht nur ein Hinweis auf Gottes Ordnung, sondern im Unterschied zum Rest dazu bestimmt, selber aktiv Gottes gesunde Ordnung weiter in die ganze Welt zu tragen. In diesem Sinne soll er sich ausbreiten und über die Tiere am Himmel, im Meer und auf der Erde herrschen. (Genesis 1,28) Wie Gott ein König ist, der mit einer gerechten Herrschaft über sein Werk regiert, soll der Mensch seine gerechte Herrschaft zum Wohl der Welt ausüben. Am siebten Tag ist Gottes Schöpfung vollendet. Gott nimmt selber seinen neu geordneten Raum ein, indem er zum Abschluss seines Kunstwerks ruht. Der Text ist genauso schön strukturiert wie das, was er beschreibt. Zehn Mal heisst es «Gott sprach», was an die 10 Worte in den Geboten erinnert, die ebenfalls Gottes gute Ordnung abbilden. Sieben Mal heisst es «gut», beim siebten Mal sogar «sehr gut» als Höhepunkt. Wie ein Gott seinen schön gebauten Tempel bewohnt, so möchte Gott seine schön und weise geordnete Welt bewohnen – aber nicht allein, sondern mit dem Menschen als Partner. Nicht um bedient zu werden, sondern um mit ihm zusammen sein grosses Projekt seiner Schöpfung, seiner Ordnung fortzuführen und ausdehnen.

Genau dieses Bild wird dann in Genesis 2 gemalt, um Gottes Projekt der Welt aus einer ganz anderen, frischen, aber ergänzenden Art, zu erzählen. Die Erde braucht Gottes Ordnung, aber es gibt noch niemanden, um den Boden zu bebauen. Es gibt noch keine Pflanzenwelt. Es ist noch wüst am Anfang. (Genesis 2,5) Gott formt wie ein Töpfer den Menschen aus Erde und bläst seinen Lebensatem in ihn. (Genesis 2,7) Anschliessend pflanzt er wie ein Gärtner einen Garten mit Bäumen, setzt den Menschen hinein, um ihn zu bewirtschaften und seine Güte zu bewahren. (Genesis 2,8-15) Die Geschichte geht so weiter, dass der Mensch allein war und das nicht gut war – ein wichtiger Kontrast zum ersten Bild in Genesis 1, wo alles als gut und abgeschlossen beschrieben wird. Das bedeutet: Der Mensch ist als bedürftiges Wesen geschaffen, das ein menschliches Gegenüber braucht. Unter den Tieren, über die der Mensch gerecht herrschen soll, findet er kein Gegenstück, keine Hilfe, keine Partnerschaft für seine Bestimmung als Mensch. So baut Gott aus einem inneren Teil des Menschen spektakulär die Frau, über die der Mensch, der Mann, völlig entzückt ist und mit der er die gesuchte menschliche Beziehung findet. (Genesis 2,18-25)

Für den Menschen ist die vertikale Beziehung zu Gott und die horizontale zum Gegenüber grundlegend für seine Bestimmung als Mensch. Es ist in der Grundidee des Menschen angelegt, dass er Beziehung zu Gott und zum anderen Geschlecht sucht, ja erst darin und dadurch sein Menschsein erlebt. In der Partnerschaft mit Gott und dem anderen Geschlecht geht es darum, den ‘Garten zu bebauen und zu bewahren’. Das heisst, Gottes gesunde Ordnung auf die ganze Welt auszudehnen und sie gerecht zu verwalten.

Hier ist die Rede von zwei speziellen Bäumen: Vom «Baum des Lebens» ist dem Menschen erlaubt zu essen, vom «Baum der Erkenntnis von Gut und Böse» (d.h. des umfassenden Wissens) nicht. Es ist also interessant, dass Gott für den Menschen ewiges Leben vorsieht, aber nicht Allwissenheit und somit egoistische Selbstbestimmung. Der Mensch soll in einer vertrauensvollen Abhängigkeit zu Gott ein erfülltes Leben führen, das nicht durch den Tod plötzlich abgeschnitten wird – unter der Bedingung, dass er nicht vom verbotenen Baum isst. (Genesis 2,16-17) Dieses Gebot war aber nicht einfach ein Test, um die Treue des Menschen zu prüfen und ihm eine freie Wahl zu lassen. Zum Baum der Erkenntnis zu greifen hat bedeutet, unabhängig von Gott sein Leben zu meistern, selber «Gut und Böse» zu definieren und sein mächtiges Wissen auf Kosten der Welt für den persönlichen Vorteil zu nutzen. Das klingt sehr modern, ist aber uralt. So war das ursprünglich geplant…
 

gebrochen

Was wie ein altes Märchen mit sprechenden Tieren klingt, ist eine der wichtigsten Geschichten der Bibel. Auch die ersten Erzähler und Hörer dieser Geschichte haben gewusst, dass Tiere normalerweise nicht mit Menschen sprechen. Was soll diese Geschichte also? Es tritt eine Schlange auf und verführt die Frau vom verbotenen Baum zu essen. (Genesis 3,1-6) Wir erinnern uns: Vom Baum der Erkenntnis zu essen heisst nicht, einfach die falsche Frucht zu essen, die Gott extra dazu gemacht hat, um den Menschen zu prüfen. Es geht um eine Grundsatzentscheidung: Bleibt der Mensch in einer vertrauensvollen Abhängigkeit zu Gott? Bleibt er unter seiner guten Herrschaft? Bleibt er im Leben, das ihm Gott schenken will? Oder greift der Mensch zur Selbstherrschaft? Strebt er nach einer scheinbaren totalen Unabhängigkeit und riskiert dabei sein geschenktes Leben? Definiert er «Gut und Böse» selber und nutzt dies auf Kosten anderer zum eigenen Vorteil? Diese Grundsatzentscheidung wird mit dem Essen einer Frucht ausgedrückt. Essen ist notwendig für die Erhaltung des Lebens. Die Alternative zum verbotenen Baum der Erkenntnis war ja der Baum des Lebens. Wovon nährt sich also der Mensch? Mit Gottes Leben oder der Suche nach einem Wissen, sich selber ohne Gott zu bestimmen?

Aber was soll die Schlange? Wenn man die Geschichte mit anderen Geschichten aus der gleichen Zeit und Region vergleicht, wird deutlich, dass hier mit dieser Schlange ein geistliches Wesen gemeint ist. Es ist offensichtlich ein Wesen, das gegen Gott und seine Absichten rebelliert und sein grosses Projekt – von der Schöpfung als Tempel – zerstören will. Später in der Bibel wird diese Schlange mit dem sogenannten Satan oder Teufel identifiziert. Er gilt als ursprünglicher Feind, Urheber und Verkörperung des Bösen. Doch genauso dunkel das Böse ist, so werden wir über sein genaues Wesen in der Bibel weitgehend im Dunkeln gelassen. Ohne das mittelalterliche und missverständliche Bild vom 'lieben Gott gegen den bösen Teufel' zu zeichnen, betont die Bibel, das Böse als Realität zu sehen und dahinter personale Mächte zu verorten.

Auf jeden Fall tut der Mensch genau das, was ihm die Schlange geraten hat. Sie schwindelt dem Menschenpaar vor, dass es trotz Gottes Warnung überhaupt nicht sterben wird, sondern allwissend sein wird wie Gott (oder umfassend wissend wie geistliche Wesen, Engelwesen). Die Tragödie bestand darin, dass dem Menschen tatsächlich die Augen aufgingen – doch war dieser Augenöffner kein Segen. (Genesis 3,7) Anstatt durch ihre neue Perspektive alles besser zu durchschauen, zerbrach ihr tiefes Vertrauen zu Gott und zueinander, das ihnen Sicherheit und Lebensqualität gegeben hatte. Das Misstrauen gegenüber Gott, das die Schlange dem Menschen eingeflösst hatte (à la Gott habe uns etwas Gutes vorenthalten), brach nun vollständig aus und vergiftete die Beziehung zu Gott und zum Mitmenschen. Wenn wir heute manchmal den Satz hören «Wo ist Gott?», dürfen wir nicht vergessen, dass Gott den Menschen zuerst gefragt hat: «Mensch, wo bist du?» (Genesis 3,9) Anstatt sein Versagen anzuerkennen, gibt sich der Mensch uneinsichtig und schiebt die Schuld dem Nächsten zu. Anstatt sich einzugestehen, dass er Gott braucht, versteckt sich der Mensch vor ihm in seine selbst geschaffene kleine Welt. In der Geschichte konfrontiert Gott die Rebellion, indem er dem Menschen den Zugang zum Leben verwehrt. Die Menschen müssen den guten Garten mit dem Baum des Lebens verlassen und sind schliesslich dem Tod ausgeliefert. Ihr neu gewonnenes Wissen kann sie nicht dahin zurückbringen – und wird es auch trotz aller moderner Bemühungen niemals können.

Gott adressiert alle Beteiligten einzeln: Schlange, Frau, Mann. Seine Worte erklären, was hier eigentlich passiert ist und was die Konsequenzen sind. Zuerst kündigt er der Schlange an, dass sie und ihr ganzes Vorhaben schliesslich vernichtet werden. In einem dunklen prophetischen Wort sagt Gott unter anderem: «Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen.» (Genesis 3,15) Geheimnisvoll deutet Gott an, dass der Konflikt in einem gegenseitig zugefügten Tod gelöst wird. Dann spricht er Frau und Mann an und sagt ihnen Mühe und Schmerz bei Geburt und Arbeit voraus. Besonders schmerzhaft ist die Zerrüttung der Beziehung zwischen Mann und Frau. «Du wirst Verlangen nach deinem Mann haben, aber er wird über dich herrschen.» (Genesis 3,16) Dieser Satz spricht Bände, wenn wir unsere Welt anschauen und sehen, wie Frauen bis heute weltweit unterdrückt werden. Dieser Satz zeigt aber auch, dass es eine grosse Gefahr für die Frau ist, im Mann ihr Ein und Alles zu sehen und sich nur in ihm Schutz und Sicherheit zu suchen – obwohl der Mann der Frau natürlich genau das geben, aber nicht an Gottes Stelle stehen soll. Als Gipfel der Konsequenz wird ganz deutlich ausgesprochen, dass der Mensch nun sterben wird. Der Tod war für ihn von Gott ursprünglich nicht vorgesehen. Die Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch, zwischen Himmel und Erde brach aber auseinander. Von der Quelle seines Lebens abgeschnitten, werden wir alt, krank und sterben. Wir werden einmal vergehen und gehen vergessen. «… bis du zurückkehrst zum Erdboden, denn von ihm bist du genommen. Denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren!» (Genesis 3,19) Anstatt unter Gottes Herrschaft seine gesunde Ordnung in die Welt zu bringen, sind Chaos, Unordnung, Gewalt und Unterdrückung eingedrungen, die uns beherrschen und uns selber ein bitteres Ende setzen.

Die nächste Episode erzählt von den Kindern des ersten Menschenpaars, von Kain und Abel. (Genesis 4,1-16) Kain und seine Nachfahren zeigen in dieser Erzählung exemplarisch wie das Böse im Menschen zunehmend sein Unheil anrichtet. Dabei geht es nicht nur um Mord, Polygamie und sonstige Gewaltanwendung. Der Text gibt klare Hinweise auf die Art wie das Böse im Menschen wächst. Es fängt mit dem Verhältnis zu Gott an. Trotzdem die Menschen das ewige Leben und die enge Gemeinschaft mit Gott im Garten verloren haben, wird berichtet, dass Kain und Abel Gott Opfer brachten. Als Gott Abels Opfer mit Gunst belohnt, wird Kain auf seinen Bruder eifersüchtig und grollt im Herzen. Gott ermahnt ihn darauf mit folgenden Worten: «Ist es nicht so, dass, wenn du recht handelst, du dein Gesicht frei erheben kannst (d.h. wohl: dein Opfer wird angenommen)? Wenn du aber nicht recht handelst, lagert Sünde vor der Tür. Und nach dir ist ihr Verlangen, doch du sollst über sie herrschen.» (Genesis 4,7) Das Böse fängt mit der zerbrochenen Beziehung zu Gott an. Dann kommt zum ersten Mal das Wort «Sünde» vor. Es ist hier nicht nur eine Tat, sondern wird wie eine Macht beschrieben, die ein Verlangen hat. Doch mahnt Gott den Menschen, über sie zu herrschen und ihr zu widerstehen. Dies gelingt Kain aber nicht. Er ist dabei keine Ausnahme, sondern ein Exempel für alle Menschen, die noch folgen. Wir alle sind von Natur aus der Macht des Bösen, der Sünde, des Todes verfallen. So wird dieses Dilemma Jahrtausende später von Paulus prägnant auf den Punkt gebracht: «Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod und so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben.» (Römer 5,12) Sünde ist nicht nur eine falsche Tat, ein böses Wort oder ein schlechter Gedanke, sondern eine Macht, die in die menschlich-sterbliche Natur eingedrungen ist. Das sieht man ganz deutlich daran, dass wir sterben. «Die Sünde hat geherrscht im Tod.» (Römer 5,21) Der Tod ist ein Eindringling in Gottes gute Schöpfung, weil er sie auflöst und zerstört. Die Sünde ist ein Eindringling in unser geschenktes Mensch-Sein, weil sie uns verzerrt und pervertiert. Deshalb neigt der Mensch selbst innerlich zum Bösen. Auch wenn in ganz unterschiedlichem Mass – alle fügen einander Leid zu und sind Teil eines universalen Problems, das bis heute sichtbar ist und menschlich nicht gelöst werden kann. Auch mit den besten Absichten und mit grösstem menschlichen Bemühen schaffen wir es nicht. Die Menschheit tendiert immer schlechter zu sein, als sie es will. (Römer 7,18) Es ist ein tragisches Bild, das die Bibel von der Welt zeichnet, aber ein realistisches.

Weit entfernt und noch kaum hörbar klingt der Satz nach: «Du sollst aber über sie (d.h. die Sünde) herrschen.» (Genesis 4,7) Doch kann der Teufelskreis dieser gebrochenen Welt durchbrochen werden?
 

(un)erwartet

Das grosse Projekt Gottes mit seiner Welt hat einen herben Rückschlag erlitten. Die Negativspirale dreht sich nach dem Verlust des Gartens und des Lebens immer weiter. Wie viele andere Kulturen aus dieser Zeit und Region Erinnerungen an eine vernichtende Flut hat, so auch die Bibel. Die Geschichte erzählt, dass dies mit der Bosheit der Menschheit zu tun hat und als göttliches Gericht zu verstehen ist. (Genesis 6-9) In diesem Zusammenhang dringen auch noch andere dunkle Mächte aus dem himmlischen Bereich in die Welt ein, die das Böse noch weiter vermehren. Im Gegensatz zu orientalischen und griechisch-römischen Mythen erzählt die Bibel eher nüchtern und zurückhaltender über das Eindringen von geistlichen Wesen (in Mythen ‘Götter’) in die Welt, die halbgöttliche Helden zeugen. (Genesis 6,1-4) Ohne diese Mythen einzeln zu bestätigen, wird hier aber bekräftigt, dass dämonisch-dunkle Kräfte aktiv daran beteiligt waren, eine perverse Art von Wiedervereinigung von Himmel und Erde herbeizuführen. Dies hat die Bosheit unter den Menschen dann nur noch vergrössert.  Diese negative Entwicklung wird durch die Flut aber nicht aufgehalten, sondern findet ihren Tiefpunkt in einer anderen beispielhaften Geschichte: Im sogenannten Turmbau der Stadt Babel. (Genesis 11,1-9) Man will einen Turm bauen, der «bis in den Himmel» reicht. Das bedeutet wohl nicht, dass er möglichst hoch sein soll, sondern dass er in den himmlischen Bereich eindringen soll, um die verlorene Verbindung zum Bereich Gottes wiederherzustellen. Anstatt in Gottes Auftrag und Namen zu handeln, will man sich dabei selber «einen Namen machen». Im Gegensatz zu Gottes Absicht, sich die ganze Erde mit seiner guten Ordnung untertan zu machen, will man sich auf einen Ort konzentrieren, um sein eigenes Reich aufzubauen. (Genesis 11,4) Die Frucht vom «Baum der Erkenntnis von Gut und Böse» ist hier zur Reife gelangt. Die Menschen haben Gut und Böse neu definiert und ihr Wissen zum eigensinnigen Vorteil gebraucht, um sich und ihre Welt selbstbestimmt in den Himmel zu heben. Auf diese Rebellion reagiert Gott mit einer Verwirrung der Sprachen, so dass die Kommunikation zwischen den Menschen versagt und sie ihr Vorhaben gar nicht so ausüben können, wie sie es wünschten. Von diesem merkwürdigen Ereignis leitet die Bibel auch den Namen «Babel» ab: Vermischung der Sprachen. (Genesis 11,9) Es ist eine interessante Auseinandersetzung mit dem Namen «Babel» in der akkadischen Sprache, in der der Name der Stadt «Tor der Götter» bedeutet. Genau das war die Absicht der damaligen Menschen, die Gott scheitern liess.

Gerade aus dieser Region erwählt Gott einen einzelnen Menschen, mit dem er seine Geschichte weiterschreibt. Das bedeutet zunächst, dass Gott die anderen Völker dem Einfluss böser Mächte – falschen Göttern – überlässt, auf die sie sich eingelassen haben. Abraham wird aus seiner Heimat um Babel und aus seiner Familie herausgerufen. (Genesis 12,1) Warum? Gott will seine ultimative Absicht, mit dem Menschen Gemeinschaft zu haben, weiterverfolgen. Mit Abraham will er einen neuen Anfang machen, um aus ihm ein grosses Volk zu machen, unter dem Gott wohnen kann. Hat Gott den Rest der Welt verstossen? Ja und nein. Es scheint vorläufig wie ein ‘ja’, doch klingt das ‘nein’ lauter. Denn Gott will durch Abraham und seine Familie, seine Nachfahren, wieder der ganzen Welt seinen Segen geben. (Genesis 12,3) Paulus schreibt prägnant: «Ist Gott etwa nur der Gott der Juden? Ist er nicht ebenso auch der Gott aller anderen Menschen? Natürlich ist er das, so wahr es nur einen Gott gibt.» (Römer 3,29-30) Gott gibt seine globale Absicht für den Menschen nicht auf, wählt sich aber ein Volk aus, dem er sich speziell offenbart: Israel.

Mit Abrahams Familie schreibt Gott den Rest seiner Geschichte im Alten Testament. Er verspricht seinem Volk das Land, in das Abraham ausgewandert ist, als neue Heimat. Seine Familie, die zu einer grossen Sippe angewachsen ist, wandert aufgrund einer Hungersnot nach Ägypten, aus dem Gott sein Volk nach einer längeren und schrecklichen Gefangenschaft wieder in das ‘versprochene Land’ zurückführt. Auf dem Wüstenweg dahin schliesst Gott mit seinem Volk einen Bund mit vertragsmässigen Abmachungen (Gesetzen), die sicherstellen sollen, dass der heilige Gott mitten unter seinem Volk in einem tempelartigen Zelt wohnt und sein Volk segnet – und sein Volk auch der Gegenwart Gottes angemessen, d.h. heilig lebt. Nach mehreren Jahrhunderten wird im Land unter den Königen David und Salomo im neuen politischen und religiösen Zentrum Jerusalem ein Tempel gebaut, in dem Gott Wohnung nimmt. In dieser Zeit erfüllt sich auch das Versprechen an Abraham, dass Israel das ganze Land unter Kontrolle bringen kann und von keinem Feind mehr unterdrückt wird. Nebst dieser positiven Seite der Geschichte, erzählt die Bibel immer auch eine Schattenseite. Es gibt von Anfang an immer wieder Zeiten und Regionen, in denen das Volk Israel gegen die Abmachungen rebelliert, andere Götter anbetet und korrupte, unterdrückende Systeme errichtet. Israel ist das Volk, das gleichzeitig die Verheissung Gottes, aber auch das menschliche Problem der Sünde in sich trägt. Von Gott beauftragte Propheten warnen vor diesen Abwegen und auch davor, dass das Volk aus seinem Land wieder nach Babylon (Babel!) gefangengeführt wird. Genau das passiert auch. Nach einer bewegten Abfolge von guten und schlechten Königen, erfolgreichen und vernichtenden Kriegen landet das Volk im Exil in Babylon. Wie die Menschheit in der Urzeit, so ist auch Israel am absoluten Tiefpunkt angekommen. Nach ca. 70 Jahren kann das Volk wieder in ihre Heimat, um den Tempel und ihre Hauptstadt wieder aufzubauen. Doch bleibt Israel jeweils von fremden Nationen politisch und religiös unterdrückt. Das Gefühl und das Trauma von Exil, von Fremdherrschaft, von Gefangenschaft ist geblieben. In dieses Dilemma klingen aber Worte von den früheren Propheten nach, dass Gott trotz des Versagens von Israel sein Ziel erreichen wird. Man hört Worte von einem neuen gesalbten König (= Messias) à la David, der sich – wie ein Hirte um seine Herde – um sein Volk kümmern wird. Ein König, der die Feinde des Volkes schliesslich besiegen wird. Ein König, der das Exil beenden und das Land befreien und reinigen wird. Ein König, der den Tempel neu bauen wird, damit Gott wieder darin wohnt und die Sünde des Volkes vergibt. Man hört Worte, dass Gott selber als siegreicher König zu seinem Volk zurückkommen wird, der den Bund mit seinem Volk und seine Schöpfung völlig erneuern und heilen wird. Diese kühnen und fast unglaublichen Worte nähren die Hoffnung und Erwartung Israels, dass Gott richten wird, d.h. richtigstellt, zurechtrückt und seine Ordnung wiederherstellt.

Die Evangelien nehmen genau diesen Punkt in der Geschichte auf. «Die Zeit ist erfüllt. Die Königsherrschaft Gottes steht vor der Tür. Kehrt um und vertraut auf diese Ankündigung!» (Markus 1,15) «Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu des Messias, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.» (Matthäus 1,1) Auch die anderen zwei Berichte über das Leben Jesu nehmen klaren Bezug auf die Vorgeschichte, Hoffnungen und Erwartungen des Volkes Israel, und führen die Geschichte zum Höhepunkt. Jesus tritt nun auf und behauptet, dass Gott durch ihn all die alten Verheissungen endlich erfüllt. Er heilt Kranke und gliedert sie wieder ins Volk Gottes ein. Er befreit Menschen von dämonischer Unterdrückung und signalisiert damit, dass die teuflische Macht durch ihn besiegt wird. Jesus bekämpft aber nicht den politischen Feind Rom, sondern sieht den Satan als Feind an, der sowohl in Rom als auch in seinem eigenen Volk sein Unwesen treibt und sie versklavt. Er vergibt auch Sünden, was eigentlich nur Gott durch den Tempeldienst in Jerusalem tun darf. Damit kommt er in Konflikt mit der korrupten Tempelleitung und anderen mächtigen religiösen Bewegungen. Er ruft Leute aus seinem Volk in seine nachfolgende Gemeinschaft, um Israel und ihre Berufung zu erneuern und zu reformieren. Was Israel nicht konnte, das will Jesus für Israel und die Welt tun. Jesus erfüllt einerseits Erwartungen, tut aber auch völlig Unerwartetes. Diese Spannung führt zu einer Eskalation, die sogar für seine engsten Freunde ein riesiger Schock ist. Jesus wird von jüdischen Anführern gefangengenommen und durch den römischen Statthalter an einem Holzkreuz hingerichtet. Die grossen Hoffnungen der Anhänger Jesu wird zunächst zerschlagen. Der einzige Grund wieso wir diese Geschichte bis heute hören und erzählen ist das, was trotz dunkler Andeutungen niemand erwartet hatte und schon damals bis heute für die meisten unglaublich geblieben ist: Auferstehung. Damals haben die meisten Juden an die Auferstehung der Toten geglaubt – aber als ein einmaliges Ereignis. Das sollte nämlich geschehen, wenn Gott heilend und richtend auftritt und alle Toten aus seinem Volk wieder zum Leben erweckt werden. (vgl. Johannes 11,24) Jetzt steht aber Jesus von den Toten auf. Seine Auferstehung wird nicht einfach als Wiederbelebung beschrieben – und auch nicht als geistliche, unkörperliche Erscheinung. Er ist Körper, kann essen und betastet werden. Gleichzeitig erscheint er und verschwindet wieder. Er kann nicht verletzt werden oder sterben. Nie zuvor und danach ist Ähnliches und so vielfältig belegt von einem Menschen behauptet worden. Es ist schwierig, die Auferstehung Jesu in Worte zu fassen. Die Berichte in den Evangelien ringen mit dem, was die ersten Anhänger Jesu erlebt haben.

Die Auferstehung verändert rückblickend die Bedeutung, die man den Tod am Kreuz gegeben hat. Normalerweise ist ein gekreuzigter Möchte-Gern-König ein gescheiterter und gedemütigter Rebell. Die ersten Christen erkennen aber plötzlich eine ganz andere Bedeutung und merken, dass Jesus diesen verrückten und unerwarteten Weg absichtlich ging. Zusätzlich denken die frühen Christen intensiv darüber nach wer Jesus ist. Bereits im Alten Testament wurde bezeugt, dass Gott in Gestalt eines Menschen oder Engels erscheinen konnte. Gott selber deutete in alten prophetischen Worten sein eigenes Kommen an. Mit diesem Hintergrund und da das Leben Jesu von seiner Geburt weg bis zum Kreuz und darüber hinaus so aussergewöhnlich war, erkennen die Christen – trotz ihres festen Glaubens an nur einen Gott – Jesus als Gott, der Mensch geworden ist. Gott selber ist gekommen und in Jesus ein echter Mensch geworden und trotzdem Gott geblieben. Diese logische Spannung, dieses Geheimnis wird ausgehalten, weil es eine erlebte Realität und in den Schriften des Neuen Testaments eine bezeugte Offenbarung ist, die erst später unter anderem mit dem Begriff der Dreieinigkeit Gottes rational erklärt wird.

Was bedeutet das Ganze jetzt? Es heisst nichts anderes, als dass der Gott, der diese Welt geordnet hat, gekommen ist, um sein Projekt zu retten. Er tut das, indem er selber Mensch wird – nicht nur menschliche Gestalt annimmt, sondern auch die menschliche Natur. Gott tut das als Mensch, was der Mensch selber nicht tun konnte. Er tut aber noch mehr, weil er unser ganzes Elend selber ausbadet, indem er es auf sich nimmt. Am Kreuz nimmt Jesus das ganze Böse, die Sünde und den Tod aus Liebe zu uns auf sich selbst. Völlig überraschend lässt sich Gott davon überwinden. Wir hören die Erfüllung der einst dunklen Worte: «…er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen». (Genesis 3,15)  Jeder hat einen siegreichen, messianischen König erwartet. Doch die Geschichte von Jesus erfüllt diese Erwartungen völlig unerwartet, total verkehrt. Sein Thron, wo er erhöht sitzt, ist sein Kreuz – mit einer Anschrift, damit es jeder versteht. Seine Krone besteht aus Dornen. Mit seinem Zepter wird er geschlagen. Sein Mantel wird ihm zynisch von römischen Soldaten umgelegt – am Kreuz hängt er aber wieder nackt, während sein Gewand vor seinen Augen verlost wird. Anstatt jubelnde Menge, verhöhnende Worte. Anstatt im Sonnenlicht herrlich zu strahlen, bedeckt Finsternis seine ‘Erhöhung’ am Kreuz. Total verkehrte Welt. Das ist ein Schock. Gott erleidet für uns in sich selber den Bruch zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und Mensch. Gott hat sich erniedrigt, um uns zu erhöhen. Er ist gestorben, damit wir wieder leben. Doch wie? «Der Messias ist gestorben für unsere Sünden in Übereinstimmung mit (der Geschichte) der Schriften und er ist begraben worden und auferweckt in Übereinstimmung mit (der Geschichte) der Schriften.» (1 Korinther 15,3-4) Jesus ist auferstanden zu einem unvergänglichen Leben. Er ist also durch den Tod hindurchgegangen und zu einem geheilten, transformierten, ewigen Leben durchgedrungen. Das heisst: neue Schöpfung, neues Leben – frei von Tod. Was mit Jesus passiert ist, betrifft also nicht nur die Geschichte Israels, sondern die Existenz der ganzen Welt. Mit Jesus ist der Moment gekommen, in dem Gott durch sein erwähltes Volk allen Völker seinen Segen geben will und sie wieder unter seine Herrschaft ruft zu einem neuen Volk Gottes, bestehend aus allen Ethnien, Völkern, Nationen und Sprachen. Die Auferstehung Jesu hat eine existenzielle Bedeutung. Insbesondere ist es die Aussicht für diejenigen, die zu Jesus gehören und ihn als ihren wahren König anerkennen – auch sie werden schliesslich so auferstehen wie Jesus und den Tod überwinden. Das heisst echte Rettung. Doch da dies noch aussteht, wird dies erst am Ende der Geschichte erzählt. Was bedeutet das Ganze jetzt für die Zwischenzeit der Gegenwart? Jesus ist nach seiner Auferstehung nicht sichtbar auf der Erde geblieben, sondern zurück in den himmlischen Bereich gegangen. Die ersten Christen haben in der Folge erlebt, dass Gottes Gegenwart, Gottes Geist in sie gekommen ist und ihnen ein völlig neues Leben ermöglicht hat. Ein Leben in einer versöhnten Gemeinschaft mit Gott, in einem neuen Bund, dessen Abmachungen auf unsere Herzen geschrieben werden. Es ist erstmals möglich, der Sünde als Macht zu widerstehen, weil der Heilige Geist unser Inneres bewohnt und neu macht. Der Tempel Gottes ist nicht mehr ein Gebäude, sondern sein Volk, in dem Gott durch seinen Geist wohnt und wirkt. Das Böse wurde durch den Tod und die Auferstehung Jesu im Kern überwunden. Deshalb befähigt der Geist Gottes Menschen, die Jesus als ihren wahren König anerkennen, über die Sünde zu herrschen. (vgl. Genesis 4,7; Römer 8,12) Das bedeutet nicht, dass Christen nicht mehr sündigen können, sondern dass sie nicht mehr dauernd unter dem versklavenden Einfluss der Sünde leben müssen. Die Bibel spricht von der «Vergebung der Sünden». (Kolosser 1,14; Epheser 1,7) Damit meint sie nicht nur die Vergebung einer falschen Tat oder eines bösen Gedankens, sondern beinhaltet auch die Kraft, die Sünde als Macht zu überwinden. Das heisst auch nicht, dass den Christen nicht mehr Böses angetan werden kann, sondern dass die Christen das Böse, das ihnen angetan wird, nicht mit Bösem vergelten. Wir können in der Kraft des Geistes Böses mit Gutem überwinden und vergeben – genau wie Jesus, der freiwillig aus Liebe das Böse ertragen hat und für seine Mörder gebetet hat. (Römer 12,21) Das ist bereits der Anfang der neuen Schöpfung. (2 Korinther 5,17)

Während die ganze Welt wie beim Turm von Babel von ihrem Elend in den paradiesischen Himmel hinauf will, geht Gott unerwartet den umgekehrten Weg hinunter vom Himmel auf die Erde. Diese Intervention Gottes steht im Zentrum der Geschichte und ist sein Markenzeichen. Daran lässt sich aussagen, wer und wie dieser Gott eigentlich ist.
 

neu

Die Auferstehung Jesu war bereits der Anfang der neuen Schöpfung. Was heisst das genau? Die Geschichte der Bibel fängt mit der Schöpfung bestehend aus Himmel und Erde an. Mit der Sünde und dem Tod entstand ein Bruch zwischen dieser Verbindung. Der Satz im Vater Unser «… wie im Himmel so auf Erden» ist kein schmückender Nebensatz, sondern trifft den Nerv der Sache. (Matthäus 6,10) Gottes beabsichtigt, seine Schöpfung zu erlösen und zu erneuern – wie das in zahlreichen prophetischen Worten des Alten und des Neuen Testaments beschrieben wird. Die Ankündigung «Die Königsherrschaft Gottes/des Himmels ist nahegekommen» (z.B. Markus 1,15) bedeutet, dass Gott aus seinem himmlischen Bereich wieder die Herrschaft über die Erde beansprucht und den Tyrannen der Welt – Tod, Sünde, Krankheit, bösen geistlichen Mächten hinter korrupten Systemen – ansagt: Eure Zeit ist abgelaufen. Das Evangelium verkündet: Jesus ist der rechtmässige Herr über die Welt. Er ist der wahre König. Er ist die höchste Autorität. Nachdem Jesus auferstanden ist, sagte er: «Mir ist alle Autorität/Macht gegeben, im Himmel und auf Erden.» (Matthäus 28,18) Es geht also um Gottes Herrschaft über Himmel und Erde. Es geht um die Wiedervereinigung von Himmel und Erde und nicht um einen Ausweg von der Erde in den Himmel. Die körperliche Auferstehung Jesu ist der beste Beleg dafür. Wieso ist Jesus körperlich auferstanden, wenn Gott die materielle Welt gar nicht erlösen will? Wir haben in der Büchersammlung des Neuen Testaments fünf verschiedene voneinander unabhängige Berichte davon, dass Jesus so auferstanden ist. Aus den Berichten und der theologischen Verarbeitung seiner Auferstehung wird klar, dass er mit einem geheilten Körper wieder zum Leben kam, der durch den Tod hindurchging und ihn so überwand. (Matthäus 28; Markus 16; Lukas 24; Johannes 20; 1 Korinther 15) Eine solche Behauptung wurde nie zuvor und danach wieder von einem Menschen gemacht. Im auferstandenen Jesus ist die erlöste, erneuerte Schöpfung von Himmel und Erde bereits im Kern enthalten. Er ist Mensch geblieben mit einem Körper, aber dieser Körper ist nicht mehr dem Zerfall und Tod ausgeliefert. Er ist in den Worten des Paulus «ein geistlicher Körper», d.h. einer, der durch Gottes Geist und nicht mehr bloss durch den natürlichen, vergänglichen Lebensatem belebt wird. (1 Korinther 15,44-45) Er ist unvergänglich und vereinigt in sich in einer ganz neuen Art Himmel und Erde – den göttlichen und menschlichen Bereich.

Die Bibel redet an verschiedenen Stellen vom «Ende der Tage», «Ende der Zeit», von den «letzten Tagen», vom «letzten Tag» oder «Tag des Herrn». Damit meint sie die Zeit, wenn Gott richtend und heilend handelt. Da dies mit Jesus bereits geschehen ist und durch Gottes Geist nach wie vor geschieht, stehen wir bereits in dieser Zeit. (Hebräer 1,1-2) Ein neues Zeitalter ist eingeläutet worden. Aber diese neue Zeit überlappt noch mit dem alten Zeitalter, in dem das Böse die Welt beherrscht. (vgl. Matthäus 28,20; Galater 1,4; 1 Johannes 5,19) Wir erwarten also noch, dass die alte Zeit ganz abläuft und die angefangene neue Zeit für die ganze Schöpfung die vollständige Erlösung bringt. (vgl. Philipper 1,6) «Ja, die gesamte Schöpfung wartet sehnsüchtig darauf, dass die Kinder Gottes in ihrer ganzen Herrlichkeit sichtbar werden. Denn die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, […]. Aber damit verbunden ist eine Hoffnung: Auch sie, die Schöpfung, wird von der Last der Vergänglichkeit befreit werden und an der Freiheit teilhaben, die den Kindern Gottes mit der künftigen Herrlichkeit geschenkt wird. Wir wissen allerdings, dass die gesamte Schöpfung jetzt noch unter ihrem Zustand seufzt, als würde sie in Geburtswehen liegen. Und sogar wir, denen Gott doch bereits seinen Geist gegeben hat, den ersten Teil des künftigen Erbes (= neue Schöpfung), sogar wir seufzen innerlich noch, weil die volle Verwirklichung dessen noch aussteht, wozu wir als Gottes Söhne und Töchter bestimmt sind: Wir warten darauf, dass auch unser Körper erlöst wird (= Auferstehung).» (Römer 8,19-23) Die Zukunftsaussicht der Bibel ist eigentlich nicht kompliziert. Gott hat seine Rettungsaktion in eine bestimmte Reihenfolge eingeteilt. (a) Zuerst stirbt der Messias und steht wieder auf zu einem neuen Leben. Er ist der «Erstgeborene von den Toten», der «Anfang der (neuen) Schöpfung». (Kolosser 1,18; Offenbarung 3,14) (b) Diejenigen, die zu Jesus gehören, empfangen den Heiligen Geist. Gottes Wohnung ist jetzt direkt in seinem Volk. Er hat seine neue Schöpfung in uns bereits angefangen. (c) Dann erwarten diejenigen, die zu Jesus gehören, dass sie wie Jesus auferstehen und ihr sterblicher Körper somit erlöst wird. Das wird geschehen, wenn Jesus aus seinem himmlischen Bereich wieder sichtbar in die irdische Welt tritt. (d) Darauf wird die ganze Schöpfung erlöst, indem jede böse Macht abgesetzt und zuletzt Tod und Vergänglichkeit selber abgeschafft werden. «Es geschieht nach der von Gott festgelegten Ordnung. Zuerst ist der Messias auferstanden. Als nächstes werden, wenn er wiederkommt, die auferstehen, die zu ihm gehören. Und dann wird der Messias die Herrschaft Gott, dem Vater, übergeben – dann, wenn er allen gottfeindlichen Mächten, Kräften und Gewalten ein Ende bereitet hat; dann ist das Ziel erreicht. Denn der Messias muss so lange herrschen, bis »Gott ihm alle seine Feinde unter die Füße gelegt hat«. Der letzte Feind ist der Tod, aber auch ihm wird schließlich ein Ende bereitet.» (1 Korinther 15,23-26) Das bedeutet, dass wir in einer Zwischenzeit leben. In einer Spannung von Erfülltem und Unerfülltem, das wir erwarten. In dieser Zeit sind Christen berufen und befähigt mit ihrer Lebensführung die neue Schöpfung, das neue Zeitalter widerzuspiegeln und vorwegzunehmen. Die Moral im Leben als Christ hat hier ihren primären Grund. Es geht nicht nur um richtig oder falsch, sondern um neu oder alt. Lebe ich nach altem Muster unter der unwiderstehlichen Macht der Sünde oder nach neuer Weise in der Kraft des Heiligen Geistes? (Galater 5,16-25) Es ist eine neue Art, Mensch zu sein und die ursprüngliche Bestimmung als Bild Gottes zu erfüllen. Im persönlichen Leben und in der Gemeinschaft des neuen Volkes Gottes wird Gottes Königsherrschaft sicht- und erlebbar durch das heilende Wirken seines Geistes am ganzen Menschen. Sogar das Böse, Krankheit und unser natürlicher Tod können uns, wenn wir zu Jesus gehören, nicht mehr von Gott und seinem Leben trennen. Wir werden über den Tod hinaus bei ihm (‘im Himmel’) aufgehoben, bis Jesus für alle sichtbar aus dem himmlischen Bereich wieder in unserer irdischen Welt ankommt. (2 Korinther 5,8; Philipper 1,23) Genau wie Jesus werden dann alle, die sich zu ihm bekennen, mit einem neuen, unvergänglichen Körper auferstehen. Diejenigen, die dann noch leben und zu ihm gehören werden zu unvergänglichem Leben verwandelt werden. (1 Korinther 15,51-52; 1 Thessalonicher 4,14-17) Wir werden in vollkommener Beziehung und Partnerschaft mit Gott leben und nie mehr sterben. Das 'ewige Leben' ist nicht nur unvergänglich, sondern eine neue Qualität von Leben: das Leben des neuen Zeitalters. Gott wird schliesslich alles Böse, das seine Schöpfung verzerrt, unterdrückt und verkrüppelt hat, daraus entfernen und vernichten – damit ist übrigens die ‘Hölle’ im Sinne der Bibel gemeint: als Ort und Mittel zur Vernichtung des Bösen und allem unter seinem Herrschaftsbereich. (Matthäus 25,41; Offenbarung 20,14-15) Dabei wird er seine Schöpfung völlig erneuern, indem er sie mit seinem himmlischen Bereich vereint. So wird er wieder unter uns wohnen und seine gerechte Königsherrschaft über alles aufrichten. «…wie im Himmel, so auf Erden.» (Matthäus 6,10) Es wird so neu sein, dass das letzte Buch der Bibel mit seinen kraftvollen prophetischen Bildern in der Vision von wieder vereinigten «neuem Himmel und neuer Erde» gipfelt und der Mensch in der Gemeinschaft Gottes wieder Zugang zum «Baum des Lebens», also zu einem wirklich vollen Leben hat. (Offenbarung 21-22) Wie in der ersten Schöpfung, so wird es auch in der neuen Schöpfung nicht darum gehen, dass der Mensch in einem Schlaraffenland schwelgt, sondern als Partner in Gottes neuem Projekt aktiv ist. Doch dazu mehr, wenn es dann einmal so weit ist.

der Masterplan ist eine Initiative der Heilsarmee Gundeli und hat zum Ziel, die Geschichte Gottes mit dieser Welt, wie sie uns die Bibel erzählt, frisch und verständlich, aber auch mit Tiefgang, zu vermitteln. Wir möchten, dass Menschen weltweit Teil dieser Geschichte werden und die beste Nachricht als die grösste Geschichte weitererzählen.
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