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March 28th, 2020

28/3/2020

 

Hoffnungsvoll leben in einer Zeit von Corona

Wie kann ich hoffnungsvoll leben in einer Zeit des Umbruchs? Der Prophet Jeremia blickte seinerzeit mit der drohenden Zerstörung Jerusalems und der Gefangennahme grosser Bevölkerungsteile einer radikalen Gesellschaftsumwälzung entgegen. Obwohl ich die Corona-Krise zwar nicht gerade so bezeichnen kann, inspirieren mich zwei Ereignisse aus Jeremias Leben für ein hoffnungsvolles Leben in einer Zeit, wo wir eine abrupte Veränderung des gesellschaftlichen Lebens wahrnehmen.
Jeremia sitzt im Gefängnis, da er den drohenden Untergang Jerusalems als Gericht Gottes verkündete – Verrat am eigenen Land die Anklage. Da kommt ein Verwandter zu ihm und bietet Jeremia ein Landstück zu verkauf an. Der Haken ist: Das Land ist im Krieg mit Babylon bereits an den Feind gegangen. Man kann darauf weder säen noch ernten ohne schmerzliche Abgaben, wenn überhaupt. Jeremia geht auf den Deal ein. Er kauft das Land als ein prophetisches Zeichen, dass trotz des Untergangs durch die Babylonier «in diesem Land wieder Häuser, Felder und Weinberge gekauft werden.» (Jer 32,15) Obwohl Jeremia selbst nicht von diesem Kauf profitieren kann – er sitzt im Gefängnis und geht in Kürze ins Exil –, macht er ihn als hoffnungsvoll-prophetisches Zeichen: Das Gericht durch Babylon ist nicht endgültig. Es ist nicht das Ende. Gott wird wiederherstellen. Ein Zeichen der Hoffnung im Angesicht der Verzweiflung.
Was ist mit denen, die bereits von diesem Babylon-Gericht heimgesucht wurden und im Exil entwurzelt sind? Jeremia schreibt einen Brief an sie. «Baut Häuser und wohnt darin! Pflanzt Gärten und eßt ihre Früchte! Nehmt Frauen und zeugt Söhne und Töchter! Und nehmt Frauen für eure Söhne, und eure Töchter gebt Männern, damit sie Söhne und Töchter gebären, damit ihr euch dort vermehrt und nicht vermindert! Und sucht den Frieden der Stadt, in die ich euch gefangen weggeführt habe, und betet für sie zum HERRN! Denn in ihrem Frieden werdet ihr Frieden haben.» (Jer 29,5-7 ELB) In anderen Worten: Schafft Heimat in einer Kultur der Heimatlosigkeit! Pflanzt Gärten in einem verpesteten und umkämpften Land! Heiratet in einer Kultur des sexuellen Konsumismus! Seid verbindlich in einer Zeit, in der Menschen sich alle Optionen offen lassen wollen! Produziert und vermehrt in einer Welt von Schulden! Habt Kinder ‘am Ende der Weltgeschichte’! Sucht Schalom, das Wohlergehen anderer in einer gewalterfüllten Welt voller politischer Konflikte und von wirtschaftlichem Ungleichgewicht. (Wir können aktuell hinzufügen: in einer Zeit von Corona voller medialer Hiobsbotschaften.) Das ist Jeremias Wort an die Leute im Exil und seine subversive Botschaft an uns. In diesem Zusammenhang steht das beliebte das Wort, dass Gott ‘gute Gedanken für eine Zukunft voller Hoffnung’ für uns bereithält (29,11). (nach Walsh, Subversive Christianity, 2014) 
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Was bedeutet es für uns in dieser Zeit von Corona, im Rahmen der Möglichkeiten, einen Jeremia-Gegentrend zu setzen? Wo können wir der Angst trotzen und den von Jesus am Kreuz errungenen Sieg in die Praxis umsetzen? Allerdings glauben und handeln wir nicht triumphalistisch à la «Wir schaffen das!», sondern mit dem vertrauensvollen Blick auf den Gekreuzigten, der uns motiviert, die Last anderer freudig mitzutragen. Der Sieg über diese Krise zeigt sich meiner Meinung nach nicht nur in der erfolgreichen Bekämpfung des Virus, sondern in der Bereitschaft am Kreuzesleiden Jesu Anteil zu haben, indem wir uns nicht zu schade sind den Schalom anderer suchen, auch wenn es unseren vorübergehenden Schalom beeinträchtigt. Nicht nur im erfolgreichen Besorgen von Hilfe für den Nächsten, sondern auch im bereitwilligen Aufgerieben werden durch die Last anderer (ohne erreichten, absehbaren oder einkalkulierten Erfolg) liegt die Gemeinschaft des Kreuzes Jesu, im Verlust unserer Zeit, unserer Energie, unseres Besitzes zugunsten anderer. Der Sieg besteht darin, dass wir uns von der Krise nicht entmenschlichen lassen und mit Hamsterkäufen oder auch nur schon einem inneren Überlebens-Modus (‘fight or flight’) zum Tier degradiert werden. Nein, sondern dass wir unsere Liebe zu Gott und zum Menschen als Bild Gottes in seiner Schöpfung praktisch ausleben – motiviert und befähigt durch das Kreuz und den Geist Gottes – und so die neue Schöpfung inmitten chaotischer Kräfte ‘in Tat und Wahrheit’ vorwegnehmen. «Deshalb» heisst es – weil Jesus sich erniedrigt hat – «hat Gott ihn hoch erhoben.» (Phil 2,9) Deshalb – aufgrund der Auferstehung und Erhöhung Jesu – sind auch unsere Mühen im Herrn nicht vergeblich, sondern ein Ausdruck des Sieges über das Böse (1 Kor 15,58; Phil 1,28-29).
Wir sind also berufen, der gegenwärtigen Situation weder mit Panik, noch mit Leichtsinn oder einem menschlichen Optimismus oder Aktivismus zu begegnen, sondern – gerade in der Passionszeit – uns durch das Kreuz Jesu neu motivieren zu lassen, an der Last anderer mitzutragen, hoffnungsvoll mitzuleiden. 

Ein Gemälde von Rembrandt, das die prophetische Trauer des Jeremia betont, lädt zum Nachdenken über Jeremia und seine Botschaft auch für uns heute ein.
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    Autor

    Luca Agnetti

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