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March 22nd, 2020

22/3/2020

 

Handeln in einer Zeit von Corona

Zum Buch der Offenbarung später einmal mehr. Zunächst zur Frage, ob die Bibel Pandemien wie Corona voraussagt. Uns muss zuerst das Offensichtliche klar werden, dass es schon vor dieser Aussage von Jesus (Lk 21,11) Seuchen gab und sie gerade in Kriegszeiten eine häufige Erscheinung waren (z.B. in Athen um 430 v.Chr. Thukydides 2,47-54; im assyrischen Heerlager in Judäa um 701 v.Chr. 1 Könige 18-19; Herodot 2,141). Seuchen allgemein vorauszusagen ist prophetisch so sicher wie den nächsten Sonnenaufgang vorauszusagen. So sensationalistische Behauptungen, dass Corona oder irgendeine andere spezifische Katastrophe in der Bibel für heute vorausgesagt worden sei, lassen meiner Meinung eine völlig verdrehte Sicht auf das erkennen, was uns biblische Prophetie eigentlich vermitteln will.
«Aber es kommt ein grosses Übel und sie werden der Pest nicht entfliehen.» (Sibyllinische Orakel 3,266)
Ich lese gerade eine jüdisch-christliche Orakelsammlung aus der Zeit vor und nach Jesus. Diese Sammlung ahmt Orakelsprüche aus der heidnischen Welt nach, wie das berühmte Orakel von Delphi, und tut so als hätte Gott die ganze Weltgeschichte schon längt vorausgesagt. Doch genauso ist biblische Prophetie eben nicht. Zugegeben, da gibt es tatsächlich Voraussagen. Aber diese Voraussagen sind kein Selbstzweck wie in einer Orakelsammlung, die sich der prophetischen Schau rühmt, sondern motivieren in erster Linie zum Handeln. Auch die prophetische Ankündigung von Jesus an seine Jünger in Mt 24, Mk 13 und Lk 21 hatte zum Hauptzweck, dass die Jünger in der kommenden Krisenzeit richtig handeln: sich nicht verführen lassen, Jesus trotz Verfolgung treu bleiben, vertrauensvoll die vollständige Erlösung erwarten. Obwohl wir nicht mehr die unmittelbaren Adressaten dieser Rede von Jesus sind, können wir trotzdem die Hauptabsicht darin erkennen und dementsprechend in unseren eigenen Krisensituationen reagieren: uns nicht verführen lassen (zu ‘apokalyptischer’ Panik oder Leichtsinn), Jesus und seinem Weg trotz schwieriger Umstände treu bleiben und vertrauensvoll Gottes Erlösung erwarten.
Mir gefällt da besonders die Handlungsbereitschaft der Heilsarmee (und natürlich auch vieler anderer Kirchen), die nicht primär nach Erklärungen für Ereignisse sucht, sondern der akuten Not praktisch begegnet. Die Heilsarmee handelt aber nicht mit einem kopflosen Pragmatismus, sondern mit einem biblischen Erklärungsmodell im Hintergrund – nämlich, dass Gott in Jesus zur Rettung der Welt den Tod am Kreuz ertrug, um das Böse dadurch zu überwinden, und dass wir in den Fussspuren Jesu genau diesen Weg des Kreuzes, der Hingabe, des Dienstes gehen, damit wir in der Linie von Jesus zum Heil der Welt beitragen, das Gott schliesslich vervollständigen wird.
Und ich bin der Meinung, dass die Heilsarmee damit näher bei der Bibel liegt als viele moderne geschichtsignorante und sensationsgeile Erklärungsmodelle. 
Bild

Katastrophen-Prophetien und katastrophale Prophetien 

Es spielt eigentlich keine entscheidende Rolle, ob diese Krise vorausgesagt wurde oder nicht. Obwohl sie in der Bibel nicht prophezeit wurde, hat sie Gott nicht überrascht. Entscheidend ist die Frage: Wie können wir als Christen Gottes Willen in einer Zeit wie dieser tun? Auch wenn Gottes Wille je nach Situation für jemanden persönlich unterschiedlich sein kann, ist er allgemein kein Geheimnis und auf die persönliche Situation anwendbar (vgl. Micha 6,8; Mt 22,36-38). Gerade das Vorkommen einer Katastrophen-Prophetie im Neuen Testament gibt uns Aufschluss über das typisch christliche Handlungsmuster.
«Während dieser Zeit kamen einige Propheten aus Jerusalem nach Antiochia. Einer von ihnen – ein Mann namens Agabus – wurde vom Geist ´Gottes` dazu gedrängt, vor ´die Gemeinde` zu treten und anzukündigen, dass eine schwere Hungersnot über die ganze Welt hereinbrechen werde (was während der Regierungszeit von Kaiser Klaudius dann auch tatsächlich geschah). Da beschlossen die Jünger, den Geschwistern in Judäa ´eine Geldspende` zukommen zu lassen; jeder sollte entsprechend seinen Möglichkeiten zu ihrer Unterstützung beitragen. Das taten sie dann auch. Sie schickten ´das Geld` an die Ältesten ´der Gemeinde von Jerusalem`, und Barnabas und Saulus waren die Überbringer.» (Apg 11,27-30 NGÜ)
Die Kirche in Antiochia reagierte mit denen ihr möglichen Mitteln, um materiell schwächer gestellte Familienmitglieder in dieser Krise zu unterstützen – obwohl diese Krise auch sie selbst treffen wird! Katastrophen-Prophetien sollten uns immer zum leidenschaftlichen Handeln bewegen, sonst sind es katastrophale Prophetien, die nur noch mehr Leid schaffen. Passionierter Einsatz à la Jesus und Antiochener Kirche sollte in jeder Katastrophe unsere Antwort sein. Lähmt uns die Corona-Krise oder bietet sie uns die Chance, motiviert von der Passion Jesu, selbst leidenschaftlicher zu beten und zu handeln? Kümmert es uns, wie es dem Nachbar geht, oder haben wir nur Angst, von ihm angesteckt zu werden? Bieten wir – nach Möglichkeit – Bekannten, die gesundheitlich oder wirtschaftlich stark unter der Krise leiden, konkrete Hilfe oder schrecken wir davor zurück, da es ja auch uns treffen könnte?  Bleiben wir – gerade in der gegenwärtigen Fastenzeit – grosszügig gegenüber anderen oder hamstern wir nur alles Mögliche für uns? 
Passend dazu folgendes Bible Project Video für diejenigen, die Englisch verstehen. 


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    Autor

    Luca Agnetti

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